Dienstag, 31. Oktober 2017

Montrose - Montrose

Band : Montrose
Album : Montrose
Spielzeit : 32:13 / 68:51 Min.
Veröffentlichung : 13.10.2017 
Plattenfirma : RHINO
Homepage : www.ronniemontrose.com

Wertung : 9 von 10

Trackliste :

CD 1
  1. Rock The Nation
  2. Bad Motor Scooter
  3. Space Station #5
  4. I Don't Want It
  5. Good Rockin' Tonight
  6. Rock Candy
  7. One Thing On My Mind
  8. Make It Last
CD 2 Bonus Tracks: 
1-6   1973 Demos
7-17 KSAN Radio Session, Record Plant, Sausalito, CA - April 21, 1973
  1. One Thing On My Mind
  2. Shoot Us Down
  3. Rock Candy
  4. Good Rockin' Tonight
  5. I Don't Want It
  6. Make It Last
  7. Intro
  8. Good Rockin' Tonight
  9. Rock Candy
  10. Bad Motor Scooter
  11. Shoot Us Down
  12. One Thing On My Mind
  13. Rock The Nation
  14. Make It Last
  15. You're Out Of Time
  16. Roll Over Beethoven
  17. I Don't Want It

Wer heute den Namen Montrose in den Mund nimmt und sich ein wenig mit der Geschichte der harten Rockmusik beschäftigt hat, wird im Hinterkopf haben, daß der Gitarrist aus San Francisco im Oktober 1973 nicht nur sein Debut veröffentlichte, sondern DAS Album, welches nicht nur den US-Metal, sondern die Szene weltweit massiv beeinflusste. Kurz vor Montrose waren die Amis noch auf der Suche, Ted Nugent dümpelte mit den Amboy Dukes im Acid-Rock herum, Kiss lernten sich grad erst kennen und andere erwähnenswerte US-Bands klebten fest im Blues- (Mountain) oder Garage-Rock (Stooges) während die Altväter Grand Funk Railroad und Blue Cheer ihr Pulver bereits verschossen hatten. Viele Einflüsse prägten den zukünftigen Sound, vor allem britische Bands wie Black Sabbath und Deep Purple, doch Montrose kreierten ihren ganz eigenen, technisch anspruchsvollen, hochenergetischen Metal-Sound.

Dabei schien es sich im Fall von Ronnie Montrose erstmal ganz anders zu entwickeln, immerhin jobbte der junge Gitarrist zunächst als Studiomusiker für Van Morrison, Boz Scaggs, Herbie Hancock und Edgar Winter, die ja ganz anderen Klängen frönten. Der wachsende Wunsch nach härteren Sounds veranlasste Ronnie jedoch, eine eigene Band zu gründen. Er suchte und fand in Produzent Ted Templeman, der vorher mit den Doobie Brothers, Little Feat und Van Morrison gearbeitet hatte, einen passenden Partner, der seine musikalischen Vorstellungen umsetzen konnte. Hinzu kam, daß Montrose in Sammy Hagar auf einen Sänger stieß, der über ein unglaubliches Organ und eine tolle Präsenz verfügte. Ronnie's langjähriger Kumpel und Bassist Bill Church und Drummer Denny Carmassy komplettierten die Band. Die "amerikanischen Led Zeppelin", wie Montrose später gerne genannt wurden, waren ready to go...



Aus Sicht heutiger, junger Hörer, die geprägt sind von der Vielfalt des immensen Angebotes, mag Montrose im Jahr 2017 ein wenig altbacken klingen, 1973 jedoch platzte mit der Veröffentlichung des Albums eine Bombe, der leider viel zu lange die Anerkennung verwehrt wurde. Sammy Hagar äußerte sich kurz nach Ronnie Montrose's tragischen Tod im März 2012, folgendermaßen: “There was Jimmy Page, Jeff Beck and Clapton, those were the guys, but none had Ronnie’s fire. He played at 100%, he was just on fire - he jumped around, just was a really high-energy performer. I learned all that from him, and everything I do today - no ego involved - it came from him, from seeing him perform that first time with Edgard Winter and then standing next to him within a week and rehearsing. I was always a high-energy guy, but I wasn’t that way [onstage] until I got in Montrose.”

Vom ersten Moment an drücken Montrose das Gaspedal bis zum Anschlag durch, ob im treibenden Opener und all-Time Klassiker Rock The Nation, der an MC5's Kick Out The Jams erinnert oder dem durch Montroses Honda350-Imitation geprägten Bad Motor Scooter, die Platte brettert nur so durch die ersten beiden Songs. Das riffgewaltige und von Hagars Science-Fiction-Fantasien geprägte Space Station #5 lässt sich vom hart swingenden I Don't Want It ablösen, immer voran die Gitarre von Ronnie Montrose und das unglaublich straffe Schlagzeug/Bass-Fundament, welches sämtliche Songs wie ein Uhrwerk zum Ziel treibt. Dem Ganzen setzt Sammy Hagar die Krone auf, dessen Gesangsleistung sich, man achte erneut auf den Zeitpunkt seiner Entstehung, kaum in Worte fassen lässt. Diese Art zu singen, mit all ihrer Kraft und Vehemenz und doch mehrere Oktaven umfassend, hatte es bis dahin in Kombination mit dieser Bandleistung nicht gegeben. Kein Wunder daß eine Band wie Van Halen direkt daran anknüpften, diesen Sound, insbesondere Montrose's Saitenkünste, kopierten, verfeinerten und tierisch damit abräumten. Und genau der Erfolg war es denn auch, der Montrose anfänglich fehlte...der Markt war noch nicht bereit für solch ein Feuerwerk. So verkaufte sich die Scheibe zunächst schleppend, mutierte über die Jahrzehnte jedoch verdientermaßen zum Millionenseller.
Was bleibt sind späte Ehrungen wie diese remasterte und um diverse Bonustracks aufgewertete 2CD RHINO-Neuauflage und eben die Songmonster, wie das überragende Rock Candy. Der fünfminütige Song ist ein Monument von Song, eben weil alles irgendwie neu war. Ob das von Bass und Schlagzeug geprägte Kurz-Intro, die mäandernde, schleppende Gitarrenarbeit von Ronnie Montrose oder Sammy Hagars lässiger Gesang, die Nummer entfaltet einen mitreissenden Charme, dem man sich schlecht entziehen kann. Wie gesagt, wer gedanklich ein paar Jahre zurück spulen kann, bekommt eher einen Zugang. Es fällt schwer, besondere Highlights oder Schwachpunkte zu finden, Montrose ist eine Platte, die auch ich jahrelang übersehen habe, dafür aber umso mehr schätzen gelernt habe, weil sie musikalisch als auch historisch betrachtet ein Meilenstein ist.

Montrose präsentierten sich der Öffentlichkeit erstmals am 21. April 1973 in Form einer 45 minütigen Radioshow auf der KSAN FM’s Tom Donahue Show. Die Show beinhaltete das komplette Album (außer Space Station #5) und wurde im Record Plant Studio, Sausalito, mitgeschnitten. Hinzu kamen Roll Me Nice, You’re Out Of Time, und Roll Over Beethoven. Die Aufnahme war jahrelang nur als Bootleg erhältlich und ist jetzt als Bonus auf der zweiten CD dieser Veröffentlichung erhältlich. Hinzu kommen erstaunlich gut produzierte Demo-Tracks, die ein sehr gelungenes Re-Release abrunden und den Kauf der Doppel-CD absolut rechtfertigen.

Rhino zeigt an dieser Stelle, wie mit der Geschichte unserer Musik umgegangen werden sollte, ich für meinen Teil freue mich schon auf das zweite Montrose-Album, Paper Money.

Bernd Fischer

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